Die Geschichte der Chorgemeinschaft Freistadt beginnt in den Jahren 1847 und 1848, als damals in kleineren und größeren Städten Gesangvereine entstanden sind. Dies war auch für die Tischgesellschaft in Brandstätters Gasthaus „Zur Goldenen Sense“ Ansporn, sich dem Singen zuzuwenden. Aus der als Doppelquartett singenden Tischrunde war bis zum Sommer 1849 eine Gruppe von 20 Sängern geworden, mit der Schulgehilfe Schmied und Kapellmeister Lechner abwechselnd Lieder einstudierten. Schließlich wurde am 15. Oktober 1848, eine Gesangverein gegründet. Die Zielsetzung des Vereines wurde so formuliert: „… es soll die Lust und Liebe zum Gesang geweckt, hierdurch die gesellschaftlichen Unterhaltungsmittel vermehrt, vorzüglich auf Verbreitung volkstümlicher Gesänge und hierdurch auf Veredelung der Sitten hingewirkt werden.“ Am 3. Juni 1850 wurde an die Bevölkerung von Freistadt eine Einladung verschickt, worauf sich 40 Herren zum Singen und 61 unterstützende Mitglieder meldeten .So erhielt der Verein im Herbst 1850 die behördliche Genehmigung. Erster Chormeister wurde Herr Aichberger.
Der junge Verein gab im Gasthaus des Herrn Krug, Waaggasse 128, und in Mayers Gasthaus, Salzgasse 72, seine ersten Konzerte. Er unternahm Sängerausflüge zu Fuß oder mit Kutschen nach Windhaag, Hirschbach und Kerschbaum (Pferdebahnstation). Im Mai 1851 wurde der Chor zu einem Sängerfest nach Passau eingeladen.
Zu diesem Anlass spendete der damalige k.k. Bezirksarzt Thalavanik dem Chor das erste mit Silber beschlagene und mit der Inschrift „Männergesangverein Freistadt 1851″ versehene Trinkhorn. Im Sommer 1851 nächtigte in Freistadt der Großindustrielle Stölzle auf seiner Reise nach Böhmen. Das an diesem Abend vom Männergesangverein in Jägers Gastgarten gegebene Konzert begeisterte ihn so sehr, dass er nach Wochen einen prachtvollen Glaspokal (Heimathaus!) mit dem Stadtwappen und der Inschrift in Gold „Männergesangverein Freistadt“ zum Andenken übersandte.
Trotz eifrigen Bemühens der Verantwortlichen schlich sich im Winter 1852/53 Lauheit im Probenbesuch ein. Mit dem neuen Chormeister Schmied im Jänner 1854 kam kurzfristig wieder Schwung in die Arbeit. Aber schon im Herbst wurde die Vereinstätigkeit wieder eingestellt. Im Mai 1855 war der Chor mit 22 Mitgliedern wieder sangesfähig doch bald kündigten sich wieder Differenzen an und die vollständige Stilllegung der Vereinstätigkeit bis 1862 war nicht mehr aufzuhalten. Die gänzliche Auflösung des Vereines verhinderte ein Gesangsquartett, das private Proben abhielt. Dr. Vergeiner ist es zu danken, dass sich der Chor mit 25 Sängern rekonstituierte und stolz am 4. Juli 1863 sein erstes Vereinsfoto präsentieren konnte. Am 18. Februar 1864 trat er dem „Oberösterreichischen Sängerbund“ bei.
Ein Frauenkomitee plante mit dem in München studierenden Kunstmaler Karl Kronberger die Anschaffung einer Vereinsfahne. Den Entwurf lieferte er als „Sohn der Stadt“ unentgeltlich und wurde dafür zum ersten Ehrenmitglied des MGV ernannt. Das Banner, das am 4. Sept. 1864 bei einem Festkonzert mit Festzug eingeweiht wurde, war auch beim großen Sängerfest in Linz am 18. April 1865 dabei. Unter den Teilnehmern war Anton Bruckner mit seinem Gesangverein „Frohsinn“.
Ein Streichorchester wurde für den MGV gegründet, um die Konzerte instrumental zu bereichern. Am 27. Mai 1869 fand eine der jährlichen „Sommerliedertafeln “in „Jägers“ Gastgarten statt. Ein mit 350 Besuchern überfüllter Garten bot kaum noch Platz zum Stehen und es herrschte eine derartige Unruhe, dass man vor Kindergeschrei und anderem Lärm vom Gesang nichts hörte. Am 28. April 1873 fand die erste gemeinsame Ausfahrt mit dem „Dampfross“ nach Pregarten statt. Der MGV nahm an Sängerfesten in Steyr und Krumau teil und feierte Sängerbesuche wie den im Juni 1877 vom Gesangverein „Wiedener Männerchor“ pompös. Bezirksrichter Gehmacher wurde 1878 neuer Chormeister. Er flocht Theateraufführungen in die Konzerte ein. Die „Sylvesterliedertafel“ und die „Faschingsliedertafel“ mit Einaktern, Singspielen und Operetten waren neben den Gesangskonzerten im Kulturleben der Stadt fest verankert. Nach dem großen Brand in Freistadt 1880 wurde der Verein stillgelegt. Der Mangel an kräftigen Stimmen machte größere Aufführungen unmöglich. Ab 9. Feber 1887 organisierte sich ein neuer Frauenchor völlig selbständig.
1890 kam der junge Lehrer Franz Neuhofer nach Freistadt und übernahm den Verein. Unter seiner zielbewussten Führung erreichte der Verein einen Höhepunkt. Reisen nach Passau, Mondsee, Salzburg, Berchtesgaden, Königssee, Regensburg. Rothenburg und München unterstreichen das rastlose Wirken des Komponisten und Chorleiters Neuhofer, der anlässlich einer Deutschlandreise vor der Walhalla zum Ehrenchormeister ausgerufen wurde.
Unter dem damaligen Vereinsvorstand Thury wurde 1899 das 50-jährige Stiftungsfest abgehalten. Gemeinsam mit dem „Gymnasialsängerchor“ und dem Frauenchor erklang in der Stadtpfarrkirche die „Deutsche Messe“ von Franz Schubert und ein Festkonzert im Gasthof „Zum Goldenen Schiff“. Im August 1902 unternahm der Verein eine große Sängerfahrt in die Schweiz. Nach der Versetzung Neuhofers 1903 nach Linz übernahmen die Leitung des Chores nacheinander Eglauer, Hrubesch, Tulzer und 1911 Autengruber. Nach Einlangen der Nachricht vom Mord des Thronfolgers in Sarajevo fand das Sängerfest in Linz im Juni 1914 einen jähen Abbruch. Viele Sänger wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Soldaten, die zur Bewachung des großen Kriegsgefangenenlagers nach Freistadt kamen, wurden zum Mitsingen angeworben. So konnte 1916 unter der Leitung des wieder heimgekehrten Herrn Tulzer gemeinsam mit dem Frauenchor in der Pfarrkirche eine Festmesse gestaltet und im März 1917 ein Benefizkonzert für arme Kriegerwitwen und Waisen gesungen werden.
1919 wurde Herr Josef Kalina zum Vorstand gewählt. Gemeinsam mit Herrn Chormeister Tulzer gliederte er 1922 den Frauenchor dem Männerchor ein. Der Sängerbesuch des Neubauer Männergesangvereines aus Wien im Juni 1923 wurde zu einem mehrtägigen Fest in Freistadt (Berittene Fanfarenbläser, Hornwart, Fahnenjunker, Standartenträger, Landsknechte mit Hellebarden als Torwache u. a.). Groß wurde auch das 75-jährige Gründungsfest am 15. Juni 1924 begangen. Das 60-jährige Jubiläum der Sparkasse Freistadt war Anlass für die Aufführung der „Friedensmesse“ von Franz Neuhofer am 20. Juni 1926 in der Stadtpfarrkirche. In das Jahr 1927 fällt die Gründung der Musik- und Gesangschule unter der Leitung von Chormeister Günther Arthur. An die Fahrt nach Prachatitz im selben Jahr und das beeindruckende Konzert mit Neuhofer- und Vergeinerkompositionen erinnert ein prachtvoller Fotoband. Im Oktober 1936 wurde eine Veranstaltung aus Linz vom Rundfunk übertragen Der Zweite Weltkrieg legte die Vereinstätigkeit völlig still. Erst 1949 erstand von neuem der Verein. Mit Josef Peer als Chormeister und Ing. Robert Eder als Vorstand trat der Chor am 17. Juni 1950 mit seinem Frühlingskonzert im Gasthaus Faltlhansl an die Öffentlichkeit. Das Vereinsorchester wurde 1951 aufgelöst. Aus dem Männerchor wurde jetzt ein gemischter Chor.
Franz Tomschi übernahm als Chormeister im August 1953 den Chor und führte ihn zu großen Erfolgen. Jährliche Konzerte, deren Höhepunkt wohl die Aufführung „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn im Jahr 1962 war, die Teilnahme an Sängerfesten, Sängerfahrten u. a. nach Istanbul. Holland und Italien und die Überreichung der von der Bundesleitung des Sängerbundes verliehenen Vogelweide-Medaille, waren Akzente aus den Vereinsjahren bis 1970. In dieser Zeit erfolgte auch die Namensänderung auf „Chorgemeinschaft Freistadt“.
1972 bis 1999 wurde der Verein von Obmann Hubert Kerschbaummayr und Chorleiter Engelbert Leitner geführt. In diesen beinahe drei Jahrzehnten erarbeitete die Gemeinschaft von 35 Sängerinnen und Sängern ein hohes künstlerisches Niveau. Mit Chorleiterin Elisabeth Presenhuber konnten Obmann Herbert Kafka und Obfrau Adelheid Kreischer eine kompetente und engagierte Musikerin gewinnen, die den Chor zu hoher gesanglicher Qualität führte. Leider war Frau Presenhuber eine Weiterführung des Chores nicht möglich.
Ab 11. September 2001 stand die Chorgemeinschaft Freistadt unter der kompetenten Leitung von Mag. Bernhard Prammer.
Am 9. Jänner 2007 übernahm wieder Frau Elisabeth Pfeiler die Leitung der Chorgemeinschaft Freistadt.
Von März 2008 bis Juni 2012 leitete Johannes Kafka die Chorgemeinschaft Freistadt.
Im Juni 2012 hat Wolfgang W. Mayer die Chorleitung übernommen.
4. Juli 2022 – alle 3 Jahre wählt die Chorgemeinschaft Freistadt einen neuen Vorstand. Der „alte“ Vorstand wurde mit Obfrau Heidi Kreischer auch diesmal wieder einstimmig gewählt. Eine entscheidende Änderung aber gab es: Aus zeitlichen Gründen legte nach 10 Jahren Chorleiter Wolfgang W. Mayer seine Tätigkeit zurück. An seine Stelle tritt Herr Peter Wiklicky, vielen Freistädtern bekannt als ehemaliger Professor am Gymnasium, als Organisator des Stimmen- und Ministimmenfestivals ….
Alles Gute der Chorgemeinschaft mit dem neuen Chorleiter!